24.07.2017
Vor allem technische Textilien haben dem Unternehmen ein gutes Geschäftsjahr 2016 beschert. Für das laufende Jahr zeichnen sich im Markt für Dekostoffe aber Schwierigkeiten ab.
Hof - Nach tiefgreifenden Entscheidungen in der Vergangenheit - etwa der Schließung zweier Werke im tschechischen Liberec und in Hof 2014 - hat die börsengelistete Hoftex-Gruppe ihren guten Kurs auch 2016 fortgesetzt. Wie Vorstandssprecher Klaus Steger den Aktionären bei der Hauptversammlung am Montag mitteilte, steigerte der Textil-Konzern sowohl den Umsatz auf 182,4 Millionen Euro (Vorjahr: 170,7 Millionen Euro) als auch den Gewinn auf 7,8 Millionen Euro (Vorjahr: 6,1 Millionen Euro).
"Mit der strategischen Neuausrichtung haben wir uns eine
ausgezeichnete Basis für den Unternehmenserfolg geschaffen", sagte Steger.
Besonders der Geschäftsbereich Tenowo, der auf die Produktion technischer
Textilien und Vliesstoffe spezialisiert ist, trug im vergangenen Geschäftsjahr
maßgeblich zu den Gewinnen bei. Er wuchs um acht Prozent, wie Steger weiter
sagte.
Grund dafür sei vor allem die gestiegene Nachfrage im Automobilbereich gewesen. Die größte Steigerung sei mit Kaschiervliesen, akustisch wirksamen Vliesen und Textilbändern erzielt worden, erklärte Steger. Denn auch wenn künftig mehr Autos mit Elektromotor ausgestattet würden, seien technische Textilien weiter gefragt, entgegnete der Vorstandsvorsitzende auf die Frage eines Aktionärs. Die Vliese könnten unter anderem die Geräusche der anderen Fahrzeuge abschirmen und dienten auch zur Temperaturregulierung und Isolierung des Fahrzeuginnenraums. "Tenowo ist mittlerweile die wichtigste Säule unseres Geschäfts geworden", sagte Steger. "Darin wollen wir gezielt weiter investieren." Vor allem bei der US-amerikanischen Tochtergesellschaft floriert das Geschäft - der Umsatz stieg dort um 14 Prozent.
Während dort die Produktion jedoch unter
"Vollauslastung" laufe, leide der Betrieb am Tenowo-Standort
Reichenbach unter einer zu geringen Auslastung. Im Werk Reichenbach 2 liege die
bei nur 50 Prozent, erklärte Steger. Das liege vor allem daran, dass dort
derzeit viele Versuche und Musterungen durchgeführt würden, was Ineffizienz und
Zusatzkosten mit sich gebracht habe. Zusammengerechnet habe sich der Umsatz von
Tenowo um 10,1 Millionen Euro auf nun 133,3 Millionen Euro erhöht, sagte
Finanzvorstand Jacques van den Burg.
Deutliche Umsatzsteigerungen von über zehn Prozent meldete Steger für den Geschäftsbereich Neutex. Für das laufende Geschäftsjahr wird das Unternehmen diese Zahlen jedoch nicht bestätigen können. "Die Textilindustrie erlebt derzeit das Phänomen, dass sich der positive Konjunkturtrend nicht in der gleichen Form in unserer Branche widerspiegelt", sagte Steger. Für Dekorationsstoffe, wie sie Neutex herstellt, ging der Umsatz in der Branche im ersten Halbjahr laut dem Vorstandssprecher um zwölf Prozent zurück. Dieser "massive Geschäftseinbruch" sei für ihn nicht erklärbar, sagte Steger.
Nach wie vor am Markt behaupten könne
sich der Konzernbereich Hoftex, der die Produktion von Garnen und Zwirnen
umfasst. Zwar stand im vergangenen Jahr immer noch ein Minus von 200 000 Euro
zu Buche. Nach 2,6 Millionen Euro Verlust im Vorjahr erreichten die Hofer ihr
Ergebnisziel in diesem Jahr jedoch fast. Für 2017 erwartet Steger eine
Produktion auf Vorjahresniveau.
Die positive Geschäftsentwicklung
schlug sich auch im Aktienkurs der Hoftex-Gruppe nieder. Zwischenzeitlich wurde
diese Anfang Juli 2017 sogar mit über 17 Euro gehandelt. Der Höchststand 2016
lag bei 12,71 Euro.
Ein hoher Jahresüberschuss und ein
Aktienkurs wie zuletzt 1999 - das regte Begehrlichkeiten bei den Aktionären.
Während Günther Hausmann von der deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz (DSW) bei der Aussprache dafür plädierte, die Dividende zu
erhöhen, fand Thomas Walch von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK)
Verständnis für die Entscheidung der Hoftex-Führung. Deren Vorschlag sah vor,
etwa 14 Prozent des Überschusses als Dividende an die Aktionäre auszuschütten.
Hoftex solle ermöglicht werden, Investitionen in dem profitablen Bereich
Vliesstoffe solide finanzieren zu können, erklärte Walch die Position seiner
Vereinigung.
"Wir haben uns dazu entschieden, einen vorsichtigen und nachhaltigen Weg zu gehen und gewisse Reserven aufzubauen", erwiderte van den Burg. Am Ende folgten die Aktionäre dem Vorschlag der Verwaltung, eine Dividende in Höhe von 20 Cent je Aktie auszuzahlen.
Die Bilder zeigen:
Neutex, Tenowo und Hoftex: Mit Dekostoffen,
technischen Textilien und klassischen Webartikeln sieht sich die Hoftex-Gruppe
für die Zukunft gerüstet. Foto: CM
Die Herren Klaus Steger und Jacques van den Burg